Wie ich zum VfB Oldenburg gekommen bin
Wie ich zum VfB Oldenburg gekommen bin? Keine Ahnung, irgendwann war ich halt da; der Aufgang zur Tribüne, ein Blick ins Rund und ein 2:0 gegen die Amateure von St. Pauli und es war geschehen.
Das ist jetzt fast 14 Jahre her und mein persönlicher Briefkopf ist immer noch recht mickrig: Statt der Bremer Meisterfeier 2004, einer Korbball-Meisterschaft mit den Baskets oder einer Vize-Welt-, Vize-Europa- oder Vize-Sonstwas-Meisterschaft beherbergt mein persönlicher Trophäenschrank lediglich die nicht existente Trophäe für einen Oberliga-Aufstieg, dem ein sofortiger Wiederabstieg folgte. Nichts zum angeben.
Dabei standen die Weichen anfangs gar nicht so schlecht: Mein Erzeuger begeisterte mich früh für Fußball, konnte mich aber nie für seine Bremer gewinnen. Ich fand Andy Möller einfach cooler als Dieter Eilts, auch wenn ich das heute anders sehe. Wahrscheinlich ging es mir als 8-jähriges Arschloch-Kind auch einfach nur darum, zu irgendeinem anderen Verein zu halten und welcher Verein lag da näher als der derzeitige Doppel-Meister aus Dortmund?
Soweit war also alles in Ordnung. Werder war doof, der BVB war cool und mein Vater schien sich mit meiner Wahl zu arrangieren, schließlich hätte ich ja auch Bayern-Fan werden können. Den VfB Oldenburg kannte ich aus der Kicker-Stecktabelle und das Wappen gehörte schon lange zu meinen Lieblingen, wenn ich mal wieder meinen jüngsten Bruder, der sich damals noch nicht wehren konnte, zum Auswürfeln der Fußballergebnisse vom Wochenende zwang. Das war’s dann aber auch.
war mal echt cool: Andy Möller
Ich weiß nicht mehr, wie wir auf die Idee kamen, zum VfB zu fahren, aber plötzlich saßen mein Vater und ich auf unseren Fahrrädern und fuhren aus Wahnbek Richtung Marschwegstadion. Vielleicht hätte ich hier noch umdrehen können oder sogar sollen; denn am Pferdemarkt hatte das Rad meines Vaters einen Platten hatte und er lief den kompletten Weg von der Innenstadt zu Marschwegstadion, während ich auf meinem Rad nebenherfuhr. Natürlich hatte ich ihm angeboten, auch wieder umzukehren, aber aus irgendeinem Grund bestand er darauf, zum Stadion zu laufen. Nick Hornby sagt: „Einen Verein sucht man sich nicht aus, er wird einem gegeben.“ Ich sage: „Danke Papa!“
90 Minuten später war mein Bild von Fußball, das ich mir in meiner bis dahin fast einjährigen Karriere als Fußballfan gemacht hatte, zerstört: Da gab es einen Torwart, der zwei Tore in einem Spiel schoss und einen Verein, der all das hat, was Werder oder Dortmund auch hatten, direkt vor unserer Haustür. Seither verflachten alle oberflächlichen Beziehungen, die ich bis zu diesem Tag hatte und ich verliebte mich in den VfB. Als ich, nach einigen unregelmäßigen Dates in den Jahren darauf, endlich alt genug war, alleine mit dem Fahrrad und später mit dem Auto zu kommen, kamen wir endlich zusammen.
Die interessantesten Menschen, die geilsten Partys und die emotionalsten Momente erlebte ich durch und mit dem VfB. Ich lernte Leute kennen und lieben, mit denen ich im „normalen“ Leben vermutlich nie in Kontakt gekommen wäre. Ich kam an Orte, von denen ich vorher nicht einmal wusste, dass es sie gibt und ich verliebte mich neu in eine Stadt, die ich vorher nur als Anhäufung von Gebäuden sah. Mein bis dato bester Freund verlor mich an den VfB, weil ich an seinem 18. Geburtstag lieber nach Wilhelmshaven fuhr, um den VfB verlieren zu sehen und gewann am selben Abend meinen jetzigen besten Freund, der genau so dämlich war wie ich und sich an einem Freitagabend im Februar in Wilhelmshaven den Sack abfror.
Der geneigte Hobby-Psychologe wird jetzt hellhörig und sucht sich irgendein Klischee: Meine Mutter hat mich zu lang oder zu kurz gestillt, ich habe mir zu oft in die Hose gemacht oder ein Onkel machte sich an mich ran. Mitnichten, ich hatte eine behütete Kindheit, habe nur wenige Neurosen und auch das mir vor kurzen attestierte Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom bekomme ich langsam in den Griff; aber beim VfB finde ich das, was jedem, der zum Fußball nach Bremen oder sonstwohin fährt, abgeht:
Das Gefühl, nicht irgendeinen Verein zu lieben, sondern DEN Verein, aus DEINER Stadt, direkt vor DEINER Haustür.
Das ist jetzt fast 14 Jahre her und mein persönlicher Briefkopf ist immer noch recht mickrig: Statt der Bremer Meisterfeier 2004, einer Korbball-Meisterschaft mit den Baskets oder einer Vize-Welt-, Vize-Europa- oder Vize-Sonstwas-Meisterschaft beherbergt mein persönlicher Trophäenschrank lediglich die nicht existente Trophäe für einen Oberliga-Aufstieg, dem ein sofortiger Wiederabstieg folgte. Nichts zum angeben.
Dabei standen die Weichen anfangs gar nicht so schlecht: Mein Erzeuger begeisterte mich früh für Fußball, konnte mich aber nie für seine Bremer gewinnen. Ich fand Andy Möller einfach cooler als Dieter Eilts, auch wenn ich das heute anders sehe. Wahrscheinlich ging es mir als 8-jähriges Arschloch-Kind auch einfach nur darum, zu irgendeinem anderen Verein zu halten und welcher Verein lag da näher als der derzeitige Doppel-Meister aus Dortmund?
Soweit war also alles in Ordnung. Werder war doof, der BVB war cool und mein Vater schien sich mit meiner Wahl zu arrangieren, schließlich hätte ich ja auch Bayern-Fan werden können. Den VfB Oldenburg kannte ich aus der Kicker-Stecktabelle und das Wappen gehörte schon lange zu meinen Lieblingen, wenn ich mal wieder meinen jüngsten Bruder, der sich damals noch nicht wehren konnte, zum Auswürfeln der Fußballergebnisse vom Wochenende zwang. Das war’s dann aber auch.
war mal echt cool: Andy Möller
90 Minuten später war mein Bild von Fußball, das ich mir in meiner bis dahin fast einjährigen Karriere als Fußballfan gemacht hatte, zerstört: Da gab es einen Torwart, der zwei Tore in einem Spiel schoss und einen Verein, der all das hat, was Werder oder Dortmund auch hatten, direkt vor unserer Haustür. Seither verflachten alle oberflächlichen Beziehungen, die ich bis zu diesem Tag hatte und ich verliebte mich in den VfB. Als ich, nach einigen unregelmäßigen Dates in den Jahren darauf, endlich alt genug war, alleine mit dem Fahrrad und später mit dem Auto zu kommen, kamen wir endlich zusammen.
Die interessantesten Menschen, die geilsten Partys und die emotionalsten Momente erlebte ich durch und mit dem VfB. Ich lernte Leute kennen und lieben, mit denen ich im „normalen“ Leben vermutlich nie in Kontakt gekommen wäre. Ich kam an Orte, von denen ich vorher nicht einmal wusste, dass es sie gibt und ich verliebte mich neu in eine Stadt, die ich vorher nur als Anhäufung von Gebäuden sah. Mein bis dato bester Freund verlor mich an den VfB, weil ich an seinem 18. Geburtstag lieber nach Wilhelmshaven fuhr, um den VfB verlieren zu sehen und gewann am selben Abend meinen jetzigen besten Freund, der genau so dämlich war wie ich und sich an einem Freitagabend im Februar in Wilhelmshaven den Sack abfror.
Der geneigte Hobby-Psychologe wird jetzt hellhörig und sucht sich irgendein Klischee: Meine Mutter hat mich zu lang oder zu kurz gestillt, ich habe mir zu oft in die Hose gemacht oder ein Onkel machte sich an mich ran. Mitnichten, ich hatte eine behütete Kindheit, habe nur wenige Neurosen und auch das mir vor kurzen attestierte Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom bekomme ich langsam in den Griff; aber beim VfB finde ich das, was jedem, der zum Fußball nach Bremen oder sonstwohin fährt, abgeht:
Das Gefühl, nicht irgendeinen Verein zu lieben, sondern DEN Verein, aus DEINER Stadt, direkt vor DEINER Haustür.